Rückseite der Abbildung 1
Gewitter-Beobachtung vom 19.04.1888 auf Dienst-Vordruck-Ganzsache an das Königlich Preußische Meteorologische Institut
Vorbemerkungen
Für die thematische Philatelie fehlt es vielfach an Literatur, durch die thematisch-fachliche mit philatelistischen Aspekten verknüpft werden. Insbesondere fehlen meist geeignete Hilfen zur Einschätzung von Gebührenvermerken, Portostufen und Freimachungsarten aus entfernten Kulturräumen oder zurückliegenden Zeitabschnitten.
Im Nachfolgenden soll der Versuch unternommen werden, die Entwicklung der Berliner Meteorologie-Institutionen an der staatlichen Wertschätzung zu spiegeln, soweit sie sich in Portoprivilegien niedergeschlagen hat.
Das Vorhandensein oder Fehlen sowie gegebenenfalls der Umfang von Portoprivilegien für die Beförderung von meteorologischen Daten seit 1700 sollen in dieser Studie herausgearbeitet werden. Zur leichteren Lesbarkeit wechselt das Schriftbild zu kursiv, sobald die "gebührenbegünstigten Sendungsarten" (Tröndle, 1982, S. 220) angesprochen werden.
Selten wurde der Wetterdienst direkt genannt, wenn in alten Postordnungen, Verfügungen und Gesetzen von Gebührenbegünstigungen die Rede ist.
Bei seiner Suche hat der Verfasser im Preußischen Geheimen Staatsarchiv in Berlin (zuständig für Dokumente aus der Zeit bis zur Gründung des Deutschen Reiches) und im Bundesarchiv (zuständig für Dokumente der Zeit seit 1871) Unterstützung erfahren. Die Quellenlage zu Portoprivilegien war dort jedoch nicht sehr ergiebig. Zu dem Zeitraum zwischen 1923 und 1945 hat der Postgebühren-Katalog von Lütgens sich als eine unübertroffen informationsreiche Quelle herausgestellt.
Für die folgenden Betrachtungen hat der Verfasser wegen der lückenhaften Informationslage zu den Gebührenbegünstigungen hier und da auf Analogie-Schlüsse und Plausibilitätsüberlegungen zurückgegriffen, um fehlende Informationen auszugleichen. Für eingehendere Dokumenten-Analysen, mit denen eine methodisch exakt arbeitende Geschichtsforschung sich solchen Zweifelsfragen nähern würde, waren hier leider nicht die Voraussetzungen gegeben.
Es bleibt zu wünschen, daß dieses Thema zu einem anderen Zeitpunkt weiter bearbeitet wird. Ebenso ist zu wünschen, daß parallele Studien über andere Zeitabschnitte, andere Gesellschaftsbereiche und andere Regionen erstellt werden, um der thematischen Philatelie ein besseres Fundament zu schaffen.
Im vorliegenden Aufsatz hat der Verfasser neben den in der Literatur gefundenen Informationen auch auf einen gewissen Wahrheitsgehalt seiner philatelistischen Belege vertraut, die als Abbildungen aufgenommen wurden und dem Leser das Nachvollziehen der Gedanken und Nachprüfen der Aussagen ermöglichen sollen.
Manche Informationslücke in der Literatur hat der Verfasser durch die Analyse dieser Dokumente (und von den zahlreichen Abbildungen bei W. Spanke, 1990) zu schließen gesucht. Dieses Verfahren ist jedoch mit mindestens zwei Unsicherheiten behaftet:
- die Dokumente könnten nachträglich verfälscht worden sein,
- die Dokumente könnten seinerzeit postalisch "falsch" behandelt worden sein.
Insofern bleiben Zweifel an manchen getroffenen Aussagen berechtigt. Der Verfasser läßt sich gerne durch Vorlage von Dokumenten und von Literatur überzeugen, wenn er hier oder da eine unzutreffende Interpretation vorgenommen hat.
In den Fragen an die Geschichte der meteorologischen Institutionen ist die Informationslage sehr viel besser. Die zu diesem Bereich zahlreich vorliegende Literatur hat dem Verfasser die Arbeit erleichtert.
Zu großem Dank verpflichtet ist er der Bibliothekarin des Meteorologischen Instituts der Freien Universität in Berlin, Frau Kolossa, der Bibliothekarin des Meteorologischen Observatoriums Potsdam beim Deutschen Wetterdienst, Frau Brauer, und den beiden Bibliothekarinnen, Frau Krause und Frau Altmann, im Berliner Postmuseum in der Leipziger Straße, wo er die Bibliothek benutzen durfte, obwohl das Museum noch nicht geöffnet ist.
In allen drei Bibliotheken ist der Verfasser sehr ausführlich und kompetent beraten worden. Darüber hinaus hat er bei Herrn Dr. Spänkuch vom Deutschen Wetterdienst, Meteorologisches Observatorium Potsdam, bei Prof. Dr. Wehry und Dipl. Met. Eckhardt von der Freien Universität Berlin, bei den Dipl.-Meteorologen beim DWD Potsdam, Herrn Westerholt und Herrn Baldrich, bei der Dipl.-Meteorologin beim DWD in Tempelhof, Frau Herpel, sowie bei dem früheren Mitarbeiter im Meteorologischen Observatorium Potsdam, Herrn Ziemann, große Informationsbereitschaft, lebhafte Unterstützung und wohlwollende kritische Würdigung seiner Bemühungen erfahren.
Auch die beiden Beobachter der ehrenamtlichen Klimahauptstation des Deutschen Wetterdienstes in Zehlendorf, die Eheleute Kamphoff, waren gerne bereit, in einem Interview aus ihrer über 35jährigen Beobachtertätigkeit zu berichten. Ohne eine solche breite Unterstützung wäre dem Verfasser als Meteorologie-Laien dieser Aufsatz kaum gelungen.
Das Ergebnis der Verknüpfung thematischer und philatelistischer Informationen ist eine Art Collage. In ihr sind einzelne Vorgänge in der Entwicklung der Meteorologie-Institutionen Berlins stärker vertieft und der Zusammenhang institutionengeschichtlicher Abläufe in seiner Grundstruktur sichtbar gemacht, das Ganze aber nicht als detailliertes Großgemälde ausgeführt.
Ab dem Jahr 1888 wird parallel zu dieser meteorologiegeschichtlichen Struktur anhand von philatelistischen Belegen gezeigt, welchen Gebührenbehandlungen einzelne Nachrichtentransporte zwischen meteorologischen Einrichtungen im Berliner Raum unterlagen. Insgesamt werden schroffe Übergänge zwischen den Darstellungsteilen nicht geglättet. Durch dieses Stilmittel soll die nach der Vorstellung des Verfassers prinzipiell nicht überwindbare Unvollständigkeit der Darstellung wahrnehmbar bleiben.
Die Numerierung der Abbildungen deckt sich nicht immer mit ihrer Reihenfolge im Text. Sie folgt jedoch dem Alter der Belege, so daß - mit Ausnahme der Abbildungen 33 und 39 - eine niedrigere Abbildungs-Nummer auf einen weiter zurückliegenden Verwendungszeitraum oder Ausgabezeitpunkt des Dokuments verweist.