(Abb 24)
Mit der konstruktiven Unterstützung durch das Wissenschaftlich-Technische Büro der Westverwaltung des Hydrometeorologischen Dienstes der Sowjetischen Armee wurde das Meteorologische Observatorium Potsdam, das in Rußland traditionell einen außerordentlich guten Ruf hat, bereits 1945 für 3 Aufgabenbereiche ausgewählt:
- Aufbau eines Netzes von Beobachtungsstationen bzw. eines Wetterdienstes in der Sowjetischen Besatzungszone und Betreuung des Netzes/ Anleitung der darin tätigen Personen (siehe Abb. 24). Als Zentralstelle dieses Netzes die Beobachtungen zu sammeln, für Wetterberichte und -prognosen aufzubereiten und in die Öffentlichkeit zu bringen
- Aufbau eines entsprechenden Funkbetriebes zur Übermittlung von Wetterdaten. Herausgabe eines monatlich erscheinenden “Meteorologischen Boten”
- eigenständige Forschungsarbeiten als Observatorium und Funktion als Hauptobservatorium.
Diese Aufgabenstellung wurde am 20.5.1946 durch die Gemeinsame Richtlinie des Alliierten Kontrollrats weitgehend bestätigt, und von der Sowjetischen Militäradministration in Deutschland (SMAD) in entsprechende Befehle umgesetzt.
Nach der Gründung der DDR am 7.10.1949 beschloß die Regierung des neuen Staates, daß vom 1.1.1950 an mit Sitz in Potsdam ein Meteorologischer Dienst eingerichtet werden solle. Vom 6.12.1951 bis zum 17.1.1964 lautete dessen Dienstbezeichnung “Meteorologischer und Hydrologischer Dienst der DDR” (MHD; siehe Abb. 29) und danach wieder “Meteorologischer Dienst der DDR” (MD; siehe Abb. 30). Er war von 1950 bis 1981 dem Ministerium des Innern und ab 1981 dem Ministerium für Umweltschutz und Wasserwirtschaft direkt unterstellt.
Für das MZOP bedeutete die Gründung des Meteorologischen Dienstes der DDR, daß es sich wieder überwiegend der Wetter- und Klimaforschung zuwenden konnte. Die Dienststellen des MD, wie die Hauptwetterdienststelle, die Leitung des MD mit den MD-Fachabteilungen sowie das Ende 1952 geschaffene Hauptamt für Klimatologie (siehe Abb. 32) zogen in andere Gebäude um. Die Leitung des MD bezog das neu erbaute “Alfred-Wegener-Haus” in der Albert-Einstein-Straße (früher Luckenwalder Straße; siehe Abb. 30).
Hier mag der Einwand gebracht werden, daß in der SBZ/DDR nach dem 2. Weltkrieg der Austausch von Wetterdaten wegen der Eilbedürftigkeit nicht mehr schriftlich erfolgte und eine Beschäftigung mit Portoprivilegien für diesen Zeitraum deshalb müßig sei. Der Verfasser besitzt jedoch ein “Portobuch” der Abteilung Klimanetz des Meteorologischen Zentralobservatoriums Potsdam (MZOP) für den Zeitraum Juli 1949 bis Februar 1950, aus dem eindeutig zu ersehen ist, welchen Umfang normaler Postversand zu diesem Zeitraum noch hatte. Der Hauptteil der in diesen 8 Monaten abgehenden 1108 Sendungen ging an die 15 folgenden haupt- und nebenamtlichen Klimastationen in Brandenburg:
Angermünde, Berlin-Rudow(!), Brandenburg, Cottbus, Frankfurt/O., Jüterbog, Kirchhain, Kyritz, Lindenberg, Lübben, Müncheberg, Niemegk, Wall, Weißen b. Wittenberg und Zehdenick.
Nachfolgende Übersicht gibt Auskunft über einige Details des Postausgangs:
Menge absolut |
Menge in % |
Sendungsart |
Portostufe |
191 Sendungen |
17,2 % |
Postkarten im Inlandfernverkehr |
12 Pfg |
461 Sendungen |
41,6 % |
Briefe bis 20g im Inlandfernverkehr |
24 Pfg |
159 Sendungen |
14,4, % |
Briefe bis 100g im Inlandfernverkehr |
48 Pfg |
122 Sendungen |
11,0 % |
Briefe bis 500g im Inlandfernverkehr |
80 Pfg |
175 Sendungen |
15,8 % |
verschiedene |
--- |
Neben dem dadurch dokumentierten Sendungsaufkommen gab es anscheinend noch weitere Sendungen, wie eine beiliegende Versand-Liste mit 85 Adressaten (Meteorologische Dienste) im Ausland vom 5.10.1949 ausweist, für die die Gesamtgebühr der verschiedenen Portostufen zwischen 1,50 Mark und 3,40 Mark bei Auflieferung in der Post in Höhe von insgesamt 183,30 “D.M.” anscheinend direkt abgerechnet wurde (siehe Abb. 25).
(Abb. 25, 35, 36 und 37)
Dieses ist eine achtmonatige Dokumentation aus einer einzigen Abteilung des MZOP. Über die Anzahl der von den anderen Abteilungen abgehenden Sendungen und vor allem über die Anzahl der eingehenden Sendungen, z.B. von den Beobachtungsstationen, aber auch von anderen Stellen, ist damit noch keine Aussage getroffen. Dem Verfasser erscheint es jedenfalls bei dieser Sachlage nicht verfehlt, für den Briefversand der Frage von möglichen Portoprivilegien weiter nachzugehen.
Für die Beförderung schriftlicher Informationen von meteorologischen Einrichtungen (wöchentlich oder monatlich zusammengefaßte Stationsmeldungen, Wetterberichte und Wetterprognosen der Dienste usw.) galten zumindest in den Jahren 1949/50 keinerlei Portovergünstigungen (siehe Abb. 25), soweit nicht die Form der “Geschäftspapiere/ Warenprobe/ Wirtschaftsdrucksache” gewählt wurde. Diese hätte ermöglicht, zum Drucksachenporto auch solche Unterlagen zu schicken, in denen mehr als die bei Drucksachen höchstzulässige Wortzahl von Hand eingetragen gesen wäre. Der Nebenstempel “Behördenpost” (siehe Abb. 26), der von Oktober 1948 bis 30.9.1952 zunächst nur für Dienstpost von Behörden, schließlich von 1949 auch für die Massenorganisationen und für Briefe von Privaten an die Behörden verwendet werden konnte, war lediglich eine Kennzeichnung, die bei der Post eine beschleunigte Behandlung und Beförderung bewirken sollte (Pelikan, 1998, S. 50 ff).
(Abb. 28 und 29)
Sendungen staatlicher Organe, Verwaltungen und Betriebe mußten ab dem 15.8.1954 mit Dienstmarken frankiert werden. Die Dienstmarken für diese sogenannte Verwaltungspost “B” waren bis 31.3.1959 bzw. einige wenige Wertstufen bis 30.4.1960 gültig. Ihr Aufbrauch wurde aber bis zum 7.6.1960 geduldet (Michel-Katalog “Deutschland-Spezial”, 1998, S. 1291). Für Dienstsendungen galten dabei die gleichen Portosätze wie für Normalsendungen. Ob durch Gewähren von Mengenrabatten beim Kauf von Dienstmarken Vergünstigungen in Anspruch genommen werden konnten, ist dem Verfasser nicht bekannt.
Verwaltungspost “A”, das sind Sendungen von schriftlichen Dokumenten mit einem Geheimhaltungsschutz von staatlichen Organen, staatswichtigen Betrieben usw., konnte zeitweilig unfrankiert zur Beförderung aufgegeben werden. Ab 10.10.1955 nur für Post von und nach Berlin, ab dem 1.4.1956 für die ganze DDR war sie ausschließlich für interne Sendungen zwischen zwei Teilnehmern zugelassen, die beide den Zentralen Kurierdienst (ZKD) in Anspruch nehmen konnten. Ab dem 1.4.1956 gab es hierfür Dienstmarken mit Portoangabe. Diese waren bis zum 31.9.1956 gültig. Ab dem 1.10.1956 wurden für die ZKD-Sendungen Wertstreifen (zunächst ebenfalls noch mit Wertangabe) verwendet, die sich deutlich von den freimarkenähnlichen Dienstmarken der vorherigen Ausgabe unterschieden. Verschiedene Typen und Ausgaben folgten aufeinander. Am 28.2.1957 erließ das Ministerium des Innern (MdI) “Erläuterungen” zum ZKD, die u.a. besagten, daß sämtliche Briefpost zwischen den staatlichen Organen usw. über den ZKD abgewickelt werden mußte. Eine Anlage zu diesen Erläuterungen, die im Sept. 1957 zugestellt wurde, nannte allein in Ostberlin schon 579 ZKD-Teilnehmer mit ZKD-Nummer.
(Abb. 33)
Aus dieser Zahl der ZKD-Teilnehmer wird ersichtlich, daß in dem Recht zur Benutzung des Zentralen Kurierdienstes durch die meteorologischen Einrichtungen keine besondere Privilegierung gesehen werden kann.
Eine Gültigkeitsbegrenzung der letzten ZKD-Wertstreifenausgabe vom Dezember 1959 gibt der Michel-Spezialkatalog von Deutschland nicht an. Vom September 1960 bis Juli 1963 wurden jedoch keine Wertstreifen ausgegeben und stattdessen für die ZKD-Post Kastenstempel vorgeschrieben, die von den Absendern anzubringen waren.
Die Verwendung von Dienstmarken mit Gebühren-Ziffer und von Wertstreifen mit entsprechendem Werteindruck belegen, daß die ZKD-Post nicht gebührenfrei war.
(Abb. 30 und 31)
(Abb. 32)
Für die Form der Gebührenentrichtung im Zeitraum der Verwendung von ZKD-Stempeln besitzt der Verfasser Fotokopien von zwei Dokumenten vom Dezember 1976, die eindeutig belegen, daß für ZKD-Sendungen eine monatliche Abrechnung und Gebührenentrichtung fällig wurde, deren Höhe anhand von gewissenhaft zu führenden ZKD-Ausgangsbüchern von der Post festgesetzt wurde (siehe Abb.34).
(Abb. 34)
Ab 1963 gab es dann ZKD-Laufkontrollzettel, die ausschließlich von der Volkspolizei und von 80 Volkseigenen Betrieben verwendet werden sollten, für die meteorologischen Einrichtungen deshalb nicht von Belang sind.
Gebührenersparnisse waren demnach in der SBZ/DDR für die meteorologischen Einrichtungen nur bei mit dem Kürzel “OBS” gekennzeichneten Wettertelegrammen und bei Versendung von Schriftstücken durch die Möglichkeit der Versendung als “Geschäftspapiere” möglich, die aber nicht auf die Wetterdienste beschränkt war.
Als Meteorologisches Hauptobservatorium (MHO) entwickelte die traditionsreiche Einrichtung auf dem Telegrafenberg in Potsdam sehr bald wieder eine intensive Forschungstätigkeit, aus der u.a. die Instrumentenentwicklung, die Strahlungs- und Wärmehaushaltsforschung, die Entwicklungen für ein luftelektrisches Meßfeld und für Arbeitsmöglichkeiten an Sferics-Peilungen auf dem Schlaatz (in den Nuthewiesen), die Ozonforschung, die Entwicklung von Geräten für den Einbau in meteorologische Forschungssatelliten und die Auswertung von Satellitenmessungen als bedeutsame Beispiele hervorgehoben werden können.
So lieferten z.B. die schon in der Vorkriegszeit begonnenen und jetzt vom MHO weiter durchgeführten Präzisionsmessungen der direkten Sonneneinstrahlung eine (Pyrheliometer-)Skala, die 1977 von der Kommission für Instrumente und Beobachtungsmethoden der WMO zur Anwendung empfohlen und ab 1.1. 1981 als “World Radiometric Reference” für verbindlich erklärt wurde (Körber 1993, S. 45).
Der in der DDR wie in der BRD gleichermaßen bekannte und geachtete langjährige Direktor des MOP, Dr. Günter Skeib, hat nach intensiven Vorbereitungen in den Ötztaler Alpen und nach Vorstudien auf dem Tujusku-Gletscher im Tien-Schan-Gebirge als erster deutscher Forscher wieder intensive Antarktisforschung betrieben. So war er sowohl 1959 bis 1961 als auch 1974/75 Leiter entsprechender deutscher Forschergruppen. Ein Hauptinteresse richtete sich dabei auf Wärmehaushalts-Untersuchungen und Strahlungsbilanz-Modelle mit weiterführenden Ergebnissen zu den Wechselbeziehungen zwischen der Strahlungsbilanz, den Reflexionswirkungen (Albedo) und der Rauhigkeit von Oberflächen. Er entwickelte eine universelle Funktion für den Impuls-, Wärme- und Feuchtigkeitsaustausch und vermochte es, seine Ergebnisse verständlich und öffentlichkeitsnah abzufassen (dargestellt nach einer Laudatio zu seinem 80. Geburtstag am 16.Sept.1999 von Th. Foken/ Bayreuth, D. Fritzsche/ Potsdam und S.H. Richter/ Lindenberg).
Ab 1973 war der MD der DDR Mitglied in der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) und wurde von dieser mit einer Reihe bedeutender Aufgaben betraut.
In Kooperation zwischen dem MD, dem MHO und der Akademie der Wissenschaften, konnten in Adlershof zahlreiche meteorologische Meßgeräte entwickelt werden, so z.B. Ozon-Sonden, ein Vierflächenpyranometer (für kurzwellige Strahlung), ein Lyman-Alpha-Hygrometer (Niederschlagsmeßgerät), Automatisch Fernmeldende Meteorologische Stationen, ein horizontales Psychrometer (Feuchtigkeitsmeßgerät) u.ä.
D. Spänkuch, seit 1981 Leiter der Abteilung Strahlungstheorie des MOP, war 1982/83 zusammen mit den Akademien der Wissenschaften der DDR und der Sowjetunion maßgeblich beteiligt an der Entwicklung der Konzeption zur Auswertung der bei den Venera-Projekten 15 und 16 gewonnenen Daten über die Venus-Atmosphäre und 1985 an der Formulierung einer Internationalen Referenzatmosphäre der Venus.
1987 wurde das Meteorologische Hauptobservatorium zur Leitdienststelle des MD für Klimaforschung, für Physik der Atmosphäre und für atmosphärisches Ozon.
(Abb. 26)
Das Aeronautische Observatorium Lindenberg (AOL) nahm am 3.1.1946 seine Arbeit wieder auf, wurde zunächst aus dem Etat der Provinzialregierung Brandenburg finanziert und unterstand dem Zentral Observatorium Potsdam. Zum Teil wurden anfangs den meteorologischen Einrichtungen Forschungsthemen von dem Wissenschaftlich-Technischen Büro des Hydrometeorologischen Dienstes der Sowjetischen Militäradministration (SMAD) zugewiesen, die dann von der Sowjet. Armee extra finanziert wurden. Das Vorhandensein solcher “...Vertragsarbeiten (hat) wesentlich zur Wiederaufnahme und raschen Entwicklung der Forschungstätigkeiten im Meteorologischen Dienst der SBZ beigetragen” (Dubois 1993, S. 196). 1947 wurde die Umbenennung des Observatoriums in Lindenberg von “Aeronautisch” in “Aerologisch” (siehe Abb. 26) beantragt. Erst Ende April 1948 erfolgte die entsprechende Genehmigung. Im gleichen Jahr wurde bei den Militärbehörden die Erlaubnis erreicht, “..in der SBZ vier Stationen für Radiosondierung und Beobachtungen durch Pilotballons mit einem Personalbestand von je 10 Mann einzurichten”. Diese vier Orte waren Lindenberg, Dresden, Wernigerode und Greifswald (nach Dubois, 1993, S. 200).
Für die Aufstiege sollten in Lindenberg die entsprechenden Geräte hergestellt (“Nachschub- und Eichzentrale”), die wissenschaftlichen Grundlagen erarbeitet und die Mitarbeiter ausgebildet werden. Innerhalb kurzer Zeit gelang es, sowohl private Firmen für die entsprechende Produktion von Radiosonden und Ballonen zu finden wie auch eine eigene Produktion aufzubauen, die auf die Herstellung von 5.000 Radiosonden pro Jahr angelegt war. Ab April 1950 wurde eine besondere “Radiosonden-Hauptstelle” gebildet, die ihren Sitz wegen der besseren Verkehrsanbindung in Berlin-Rummelsburg nahm ( Met. Dienst der DDR, 1987, S. 13).
Ähnlich wie für das MHO war für das AOL die Entwicklung neuer oder die Anpassung bekannter Geräte ein zentrales Arbeitsgebiet, um überhaupt die vorgesehenen Forschungsansätze verwirklichen zu können (siehe Abb. 29). Entsprechend der zentralen Rolle der Aufstiegsmethoden ging es überwiegend darum, die Ballonaufstiege höhen- und bewegungsmäßig laufend zu vermessen, um die gemessenen und quasi “online” übermittelten aerologischen Daten ausgewählten anderen Beobachtungen oder Annahmen richtig zuordnen zu können. Die Entwicklung konzentrierte sich in Lindenberg vor allem auf verschiedene elektrische Geräte zur Messung des Höhenwindes (Funkortung, Peilverfahren, Radarverfahren).
Am 3. Oktober 1990 wurden das MHO ebenso wie das AOL dem Deutschen Wetterdienst der Bundesrepublik Deutschland unterstellt. Der gute Ruf und die außerordentlichen Leistungen der beiden ursprünglich aus dem Preußischen Meteorologischen Institut hervorgegangenen Schwester-Observatorien trugen ebenso wie eine erfolgreiche Evaluierung dazu bei, daß sie nach 1990 nicht “abgewickelt” wurden wie so viele andere wissenschaftliche, kulturelle und soziale Institutionen der DDR.
3.2 Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin, später Akademie der Wissenschaften der DDR
(Die Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin wird in diese Betrachtung weiter mit einbezogen, obwohl sie keine meteorologische Institution im eigentlichen Sinne ist. Die Akademie hat aber als Geburtshelfer und Kurator bei der Entwicklung des Preußischen Meteorologischen Instituts und der beiden daraus hervorgegangenen Observatorien eine bedeutsame Rolle gespielt und die Aufgaben einiger wissenschaftlicher Institute der Akademie sind, wie andeutungsweise schon gezeigt werden konnte, mit den beiden Observatorien und der Meteorologie insgesamt eng verbunden; siehe Abb. 26 und 29).
Am 6.6.1945 trafen sich eine Reihe der in Berlin anwesenden früheren Mitglieder der mit dem Dritten Reich untergegangenen Preußischen Akademie der Wissenschaften im Gemeindehaus in Berlin-Zehlendorf, um mit dem Aufbau einer Akademie-Nachfolgeinstitution zu beginnen. Bereits am 21.6.1945 wurde von der inzwischen gewählten Leitung der “Akademie” ein Antrag auf Zulassung bei der zu dem Zeitpunkt in Berlin noch allein anwesenden sowjetischen Militärverwaltung gestellt. Von diesem Datum an fanden wieder regelmäßige Akademie-Sitzungen statt. Im Spätherbst 1945 zog man bereits in das alte Akademie-Gebäude, Unter den Linden 8, ein. Die Akademie sollte nach der übereinstimmenden Auffassung der meisten Beteiligten “mehr als bisher die Organisation der wissenschaftlichen Forschung selbst in die Hand nehmen”. Die Bestätigung der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin durch die sowjetische Militärverwaltung erfolgte am 1.6.1946.
Nach dem am 31.10.1946 verabschiedeten Statut der Akademie sollte sie künftig eigene Forschungsinstitute unterhalten. Einige bestehende wissenschaftliche Institute wurden in die Akademie übernommen, unter anderen das Heinrich-Hertz-Institut für Schwingungsforschung in Berlin. Da der Aufbau eigener Institute und eigener Forschungstätigkeit erhebliche Mittel benötigte, wurde 1949 bereits ein umfangreicher Plan zur Förderung der Wissenschaften erstellt und am 31.3.1949 von der Deutschen Wirtschaftskommission in der Sowjetischen Besatzungszone als “Verordnung über die Erhaltung und Entwicklung der deutschen Wissenschaft und Kultur, die weitere Verbesserung der Lage der Intelligenz und die Steigerung ihrer Rolle im öffentlichen Leben” beschlossen.
Die Zahl der Mitglieder wurde von 60 auf 120 erhöht. Für den Sitz (der zentralen Einrichtungen) der Akademie wurde das Gebäude der Preußischen Staatsbank am Gendarmenmarkt (später: “Platz der Akademie”) bereitgestellt.
Im Jahr 1950 feierten Gesellschaft und Politik in der DDR in großem Stil das 250-jährige Bestehen der Akademie. Ein Fünf-Jahres-Plan zur Entwicklung der Akademie und ihrer Institute enthielt drei Schwerpunkte:
- den weiteren Ausbau der Akademie und ihrer Institute zur Verbesserung der Leistungsfähigkeit der Akademie
- Beginn von Arbeiten, die wegen fehlender Arbeitsstätten bis dahin noch nicht begonnen werden konnten
- Durchführung oder Verbesserung von solchen Arbeiten, die der staatliche Fünf-Jahres-Plan erfordert.
Am 12.7.1951 wurde die Akademie der Regierung der DDR direkt unterstellt. Im Zusammenhang damit kann die Erteilung von Staatsaufträgen zur Durchführung von Forschungs- und Entwicklungsarbeiten gesehen werden, durch die eine zusätzliche Form der Finanzierung installiert wurde.
Trotz dieser Wertschätzung seitens der Regierung und trotz der Berechtigung, ihre Briefe und Karten als Behördenpost befördern zu lassen (siehe Abb.26), bestand für die Akademie auch zu diesem Zeitpunkt offensichtlich keine Berechtigung zur Portovergünstigung. Die abgebildete Dienstpostkarte von 1950 ist mit 12 Pfg frankiert, dem normalen Inlandsfern-Tarif für Postkarten. Auch nachdem ab dem 15.8.1954 der Zwang zur Freimachung mit Dienstmarken und ab 1.10.1956 mit ZKD-Wertstreifen eingeführt worden war, folgte daraus keine Portoermäßigung. Der Dienstbrief des Astrophysikalischen Institutes der Akademie der Wissenschaften der DDR vom Telegrafenberg in Potsdam vom 15.2.1957 an das Institut für Gerätebau bei der Akademie der Wissenschaften in Adlershof (siehe Abb. 28) zeigt deshalb einen gebührenpflichtigen Wertstreifen (Mi-Nr. 7) für 20 Pfg = Normalporto.
Für die Meteorologie von besonderer Bedeutung war, daß durch den Beschluß für den zweiten Fünf-Jahres-Plan für die Akademie am 18.5.1955 der VEB “Entwicklung und Fabrikation elektrischer Meßgeräte (EFEM)” als “Institut für Gerätebau” ein Institut der Akademie wurde. Zusammen mit dem Heinrich-Hertz-Institut für Schwingungsforschung, das einige Jahre später in “Heinrich-Hertz-Institut für Atmosphärenphysik und Geomagnetismus” (siehe Abb. 38) umbenannt wurde, standen damit u.a. für die Meteorologie zwei Partner mit zusätzlichem erheblichem wissenschaftlichem und materiellem Potential bereit.
Der Brief des Heinr.-Hertz-Instituts der Akademie an das Meteorologische Institut der Freien Universität vom 7.1.1986 (siehe Abb. 38) belegt, daß auch die Dienstpostbestimmungen für die bevorzugte und beschleunigende Behandlung durch die sicherheitstechnisch besonders geschulten Boten des Zentralen Kurierdienstes (ZKD) beim “grenzüberschreitenden Postverkehr” nicht galten. Entrichtet wurde das Normalporto für einen Auslandsbrief der 2. Gewichtsstufe, das ab 1.1.1971 = 80 Pfg betrug. Ab dem gleichen Datum galten die Bundesrepublik und Westberlin für die DDR als Ausland (Michel-Katalog “Deutschland-Spezial”, 1998, S. 970).
(Abb. 38)
Die mit der Akademie gegebene Form der Wissenschaftsorganisation bot neben den möglichen Mängeln und Gefahren die Chance, die Ressourcen für dringliche Ziele zu bündeln und dadurch in kurzer Zeit Fortschritte zu erzielen. An einigen ausschnittartig herausgegriffenen Beispielen konnte gezeigt werden, daß im Bereich der Meteorologie diese Chance zu einer Reihe von außerordentlichen Leistungen genutzt worden ist.