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Luftbrücke Berlin 1948 - 1949

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5.   Situation der “Berliner” meteorologischen Einrichtungen nach der “Wende”

Durch die Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten hat sich die Situation der meteorologischen Forschungseinrichtungen, Flugwetterwarten, synoptischen Beobachtungs- und Klimastationen aber auch die Situation der beiden staatlichen Wetterdienst-Verwaltungen grundlegend verändert.

Das Berliner Wetteramt des Deutschen Wetterdienstes am Platz der Luftbrücke hat die während der Teilung Berlins vom Meteorologischen Institut der Freien Universität wahrgenommenen Aufgaben des Wirtschaftswetterdienstes und der Öffentlichkeitsarbeit nach 1990 schrittweise wieder selbst übernommen. In Berlin-Buch betreibt der Deutsche Wetterdienst eine Zentralstelle für hydrometeorologische Entwicklungen und Anwendungen, die aus der Inselstraße in das Gebäude des ehemaligen Bioklimatischen Dienstes gezogen ist. Neben den beiden Flugwetterwarten in Tempelhof und Tegel hat der DWD als dritte die Flugwetterwarte am Flughafen in Berlin-Schönefeld übernommen.

Eine Wetterbeobachtungsstation am Alexanderplatz, die nach der “Wende” vom Deutschen Wetterdienst übernommen worden ist, wurde 1991 in eine automatische Meßstation umgerüstet.

Am 31.12.1993 mußte das Meteorologische Institut der Freien Universität den seit mehr als 40 Jahren betriebenen Wirtschaftswetterdienst (Universitäts-Wetterdienst) zugunsten des DWD einstellen. Ein Teil der Mitarbeiter wurde von der privaten Wetterfirma METEOFAX, später MC-Wetter übernommen. Auch die Radiosonden- und Sodar-Station in Tempelhof, die über 40 Jahre vom FU-Institut betrieben worden ist, mußte 1993 eingestellt werden. Für die weitere Herausgabe der “Berliner Wetterkarte” wurde inzwischen ein besonderer Trägerverein gegründet. Die lange Reihe der seit 48 Jahren täglich veröffentlichten Wetterkarten ermöglicht eigene, darauf aufbauende Forschungskonzepte, wie z. B. synoptische und statistische Falluntersuchungen zu länger zurückliegenden Zeitpunkten. Ähnlich ist es mit den seit 1963 herausgegebenen nordhemisphärischen Klimakarten. Obwohl in Zukunft die Berliner Wetterkarte auch im Internet verbreitet wird, ist geplant, die Karte auch weiterhin gedruckt erscheinen zu lassen. Durch digitalisierte Kartenerstellung soll eine entsprechend kostenarme Herstellung erreicht werden. Da der DWD plant, seine tägliche Wetterkarte einzustellen, könnte die Übernahme der dortigen Kunden (ca. 1000 Abnehmer) auch auf längere Sicht das Weiterbestehen der Berliner Publikation sichern. Dadurch bleibt der Forschung dieses wichtige Dokumentationsmedium noch eine Weile erhalten, eine Qualität, die durch das Internet zur Zeit nicht angeboten werden kann. Für die Erhaltung dieses Mediums ist 1998 ein Verein gegründet worden.

Der Bezug der Berliner Wetterkarte kostet 1999 für den Abnehmer bei täglichem Versand als Postvertriebsstück (Streifband) 19,- DM plus 15,- DM Versandgebühr. Die Gebühr für den Versand je Heft beträgt ca. 0,40 DM.

Kürzungen im Haushalt der Freien Universität hinterlassen auch im Meteorologischen Institut ihre Spuren. So ist die Wiederbesetzung der drei im Jahr 2000 frei werdenden Professorenstellen im Moment noch keineswegs gesichert. In diesem gegenwärtigen Umbruch “wird auch die Synoptische Meteorologie, die über fünf Jahrzehnte das Gesicht des Instituts geprägt hat, durch neue Schwerpunkte ersetzt” (Prof. Horst Malberg in den “Beiträgen des Instituts für Meteorologie der Freien Universität Berlin zur Berliner Wetterkarte, Nr. 115/99, vom 9.11.1999).

Für die regionalen Wetterprognosen und Beratungen stützt sich der DWD in Berlin auf ein kleines Berliner Netz von Beobachtungs- und Meßstationen. Zur Zeit nutzt er noch 3 ehrenamtlich tätige Klimahauptstationen und etwa 30 Niederschlagsmeßstellen in Berlin. An den Klimahauptstationen wird dreimal täglich ein umfangreiches Meßprogramm durchgeführt und die Daten in Tagebücher eingetragen.

Aus diesen Daten wird seit 1996 von jeder Klimahauptstation monatlich im Computer eine Zusammenstellung erarbeitet und per Diskette an den DWD in Potsdam gesandt. Fertig beschriftete Couverts für den Versand werden vom DWD bereitgestellt, ebenso wie die Briefmarken für die Entrichtung des Normalportos. Bis 1996 gingen die Datenzusammenstellungen als 14-Tages-Berichte in Form schriftlicher Tabellen an den DWD am Platz der Luftbrücke. Von dort erfolgte auch bereits vor 1989 die Betreuung der Beobachterstationen im Berliner Netz, sowie die Bereitstellung von Versandhüllen und Briefmarken für die Übersendung der Meßdaten, ohne daß Vergünstigungen in Anspruch genommen werden konnten (Beobachter Kamphoff in Zehlendorf im Interview am 6.10.1999).

Zum Vergleich: die Zahl der “bekannten Berliner Meßorte”, an denen seit 1701 mindestens eines der “meteorologischen Elemente” gemessen worden ist, beträgt in Berlin “ca. 420” und in der Umgebung Berlins “fast 280” (Pelz, 1998, S. 1).

In Potsdam hat der DWD sowohl das MOP wie auch die anderen Einrichtungen des Meteorologischen Dienstes der DDR zunächst übernommen. In den Organigrammen und Organisationskarten wird Potsdam als Beobachtungsstation der Meldegruppe 1 jedoch nicht mehr genannt. Das MOP wird als Station ohne Zuordnung zu einer Meldegruppe geführt. Allerdings ist Potsdam mit einer Automatisch Fernmeldenden Station AFMS-2 aufgeführt. Die Aufgaben des Observatoriums in Potsdam werden vom DWD wahrscheinlich ab dem Jahr 2001 eingestellt bzw. nach Lindenberg verlagert. In den vergangenen Jahren sind schon einige Observatoriums-Aufgaben an andere Stellen des DWD umgeschichtet worden sind, wie z.B. die Ozon-Erforschung an das Observatorium im bayerischen Hohenpeißenberg. Die Bibliothek mit ihrem einmali­gen Bestand an älterer meteorologischer Literatur soll möglicherweise an verschiedene andere Einrichtungen “zerstreut” werden. Teile der Bibliothek werden eventuell einer inzwischen auf dem Telegrafenberg ansässigen anderen wissenschaftlichen Einrichtung übergeben, möglicherweise dem Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung, die eine Außenstelle des gleichnamigen Instituts in Bremerhaven ist, vielleicht aber auch dem Geoforschungszentrum. Zusammen mit weiteren wissenschaftlichen Einrichtungen, wie: dem “Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung”, und dem “Astrophysikalischen Institut” (mitsamt dem Einstein-Sonnenobser­vatorium) sind das “Geo-Forschungszentrum” und das “Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung” auf dem Telegrafenberg in Potsdam in den letzten Jahren zu einem modernen Wissenschaftszentrum zusammengefaßt worden, dem “Wissenschaftspark Albert Einstein”.

Vom 28.3. bis zum 7.4.1995 fand die erste Folge-Konferenz der Vertragsstaaten des “Klima-Gipfels” von Rio de Janeiro in Berlin statt.

Von diesem spektakulären Ereignis abgesehen, haben in den wissenschaftlichen Einrichtungen auf dem Potsdamer Telegrafenberg inzwischen eine ganze Reihe bedeutender internationaler Treffen stattgefunden.

Der Telegrafenberg hat seinen Namen erhalten als Standort einer Zwischenstation in der 1832 bis 1834 von Berlin nach Koblenz über 61 Zwischenstationen führenden Sichttelegraphenlinie. Mit dieser Einrichtung konnten staatliche und militärische Nachrichten in ca. 1 - 1 ½ Stunden von Berlin bis Koblenz gelangen, gute Sicht vorausgesetzt. Die Zwischenstationen waren Türme oder Holzgestelle mit Schwenkarmen (Deutsch/ Gnewuch/ Grave, 1987, S.183), die ähnlich dem Flaggenalphabet auf See, für jeden Buchstaben der Nachricht in eine bestimmte Stellung gebracht wurden. Der Telegrafenberg hatte also auch schon vor seiner Zeit als Wissenschafts-Standort Bedeutung für die Verbindungen Berlins und war für diese Funktion deutlich vom Zustand des Wetters abhängig. Ob über diese Linie auch Wetternachrichten telegrafiert worden sind, ist dem Verfasser nicht bekannt, kann aber vermutet werden.

Zwischen dem Deutschen Wetterdienst, der nur noch bis zum Jahr 2001 auf dem Telegrafenberg anwesend sein will, in Potsdam an der Michendorfer Chaussee mit einigen Geschäftsfeldern jedoch verbleibt, und den Einrichtungen des Wissenschaftsparks finden laufend enge Kooperationen statt (Wissenschaftler-Austausch, gemeinsame Nutzung von Anlagen, integrierte Forschungsansätze usw.), in die auch das Meteorologische Institut der Freien Universität einbezogen ist.

1996 ist das Wetteramt Berlin, vor allem mit seinem Klimadienst und seiner Betreuung für das Beobachternetz, aber auch mit seiner Flugwetterberatung sowie mit seinem regionalen, öffentlichkeitsbezogenen Wirtschaftswetterdienst nach Potsdam in die Michendorfer Chaussee verlegt worden. Dort ist es jetzt zuständig für eine Großregion, bestehend aus Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und Berlin.

Im Jahresbericht des DWD von 1998 werden nach einer durchgreifenden Umorganisation anstelle der Wetteramt-Funktionen jetzt Geschäftsfelder aufgeführt:

-  für Berlin-Buch die Hydrometeorologie
-  für Potsdam die Luftfahrt, die Klima- und Umweltberatung, die Medizin-Meteorologie und die Betreuung der Vorhersage-Kunden

Das (Aerologische, seit 1990:) Meteorologische Observatorium Lindeberg ist dabei im Geschäftsfeld “FE 3” (Forschung und Entwicklung) mit den Aufgaben: FE-Koordination und Observatorien untergetaucht. Mit der “Lindenberger Säule” liefert es u.a. auch zukünftig bedeutsame Beiträge zur Definition einer Referenz-Atmosphäre als Voraussetzung für die laufende Verbesserung von Modellrechnungen für die Wettervorhersage.

Austausch von Wetterinformationen über postalisch versandte Schriftstücke war schon immer ein Notbehelf. Mit ihm war das geforderte Tempo für die Entwicklung von Wetterprognosen aus einer genau beschriebenen gegenwärigen Ausgangslage, die ihrerseits aus vielen Stationsmeldungen über das “gegenwärtige Wetter” synthetisiert wird, nicht erreichbar. Datenfernaustausch und Hochgeschwindigkeits-Superrechenanlagen, sowie eine weit vorangeschrittene internationale Organisierung der Forschung wie der Vorhersage und Beratung machen heute das für unmöglich Gehaltene weitgehend wahr: Prognosen des Deutschen Wetterdienstes, der Freien Universität oder des Europäischen Zentrums für Mittelfristige Wettervorhersagen im englischen Reading (EZMW) bringen durch Datenaustausch und Rechnerverbund für eine 8-Tage-Prognose eine Trefferwahrscheinlichkeit von 60 % und für eine 5-Tage-Prognose eine Trefferquote von 80 % zustande (Dr. E. Klinker vom EZMW Reading in seinem Vortrag anläßlich des 50-jährigen Bestehens des meteorologischen Instituts der Freien Universität Berlin, am 12.11.1999 im Institut für Informatik der FU).

Zum Abschluß dieser Studie soll noch ein Zweig meteorologischer Institutionen in Berlin gestreift werden, der bisher ausgeklammert geblieben ist. die Deutsche Meteorologische Gesellschaft (DMG). Diese Gesellschaft wurde 1893 in Hamburg ins Leben gerufen. Sehr bald gründeten sich in verschiedenen anderen Städten Deutschlands, darunter durch Initiative des Physikers. G, Kirchhoff, des Astronomen W. Förster und es interimistischen Leiters des Preußischen Meteorologischen Instituts, G. Hellmann, 1894 auch in Berlin, Zweigvereine der DMG. Ziel dieser Organisation ist es u.a., die Lehr- und Lerninhalte für das Meteorologie-Studium zu vereinheitlichen, die gegenseitige Anerkennung von Abschlüssen herbeizuführen und die Akzeptanz für Meteorologie in der Öffentlichkeit zu erhöhen. An der Entwicklung der Meteorologie in den letzten 115 Jahren hat die Gesellschaft einen bedeutenden Anteil.

Meteorologische Gesellschaften gibt es in fast allen Staaten neben den öffentlichen Wetterdiensten. Seit 1993 läuft eine Initiative einiger europäischer Gesellschaften, einen europäischen Dachverband zu gründen, die im Mai 1999 im schwedischen Norrköping zur Gründungsversammlung der European Meteorological Society (EMS) führte. 21 europäische meteorologische Gesellschaften sind zur Zeit Mitglieder in diesem Verband, dessen Sekretariat zunächst in Berlin angesiedelt wird.

Neben dieser Verschiebung in den Übermittlungsverfahren, bei denen der Versand schriftlicher Informationen eine immer geringere Rolle spielt, gibt es auch ordnungspolitische Gründe für das beinah völlige Verschwinden von Portoprivilegien:

“Gebührenfreiheiten werden im Bereich der Deutschen (Bundes-)Post grundsätzlich nicht gewährt” (Tröndle, 1982, S. 220). Es gibt zwar immer noch einige Ausnahmen von dieser Regel, jedoch kommt davon keine für wetterdienstliche Einrichtungen oder für die meteorologische Forschung in Frage. Zunehmend hat der Öffentliche Wetterdienst auch privatwirtschaftlich organisierte Konkurrenz, so z. B. “Meteofax”, “MC-Wetter” und “Meteo-Media”. Die Knappheit der Haushaltsmittel beim öffentlichen Wetterdienst führt zu der Tendenz von Einsparungen mit der Folge, daß ein schmaler werdendes Angebot an Dienstleistungen erarbeitet wird. So scheint der Weg auch dieser öffentlich-rechtlichen Institution in die Privatisierung vorgezeichnet. Auch aus diesem Grunde wäre es unangebracht, dem Wetterdienst noch Portoprivilegien gewähren zu wollen. Nur die Ersparnisse, die bei der Wahl bestimmter Versendungsarten oder vorbereiteter Auflieferungsformen für jedermann erreichbar sind, können selbstverständlich auch von den wetterdienstlichen Einrichtungen in Anspruch genommen werden. Dazu gehören u.a. auch die Mengen-Rabatte, die den Benutzern von Freistempel-Maschinen gewährt werden. und die Nutzung von günstigeren Tarifen wie mit der Sendungsart “Info-Post”.

(Abb. 40)

 

Heute findet der größte Teil des Austausches von Wetterinformationen über elektronischen Datentransfers statt. Mit den dadurch ins Spiel kommenden Kostenberechnungen, Übermittlungstechniken und Dienstleistern würde der Rahmen verlassen, in welchem sich diese Studie bewegen sollte.

 

Zusammenfassung

Es konnten im Verlauf der 300 Jahre eine Reihe Portofreiheiten, Gebührenbegünstigungen und sonstiger bevorzugter Behandlungen festgestellt werden, die jedoch nur im Fall der Wettertelegramme des Deutschen Reiches und der DDR , sowie in dem Rückführungs-Postabkommen mit der Tschechoslowakei und Polen aus den 20ger Jahren des 20. Jahrhunderts speziell an der Bedeutung der Wetterinformation festmachten. Die für die Ermäßigung bei den beiden Telegrammgebühren-Regelungen vorgeschriebene Kennzeichnung war sowohl im Deutschen Reich wie in der DDR: “OBS”.

In den meisten Fällen waren die Gebührenermäßgigungen ebenso wie die sonstigen “Vergünstigungen” für die Allgemeinheit oder einen großen Nutzerkreis bestimmt, und die meteorologischen Einrichtungen konnten diese Einsparungs- oder sonstigen Angebote ebenfalls nutzen.

Abschließend wird ein knapper systematisierender Überblick über die Gebührenfreiheiten oder -ermäßigungen und die sonstigen sichtbar gewordenen Begünstigungen gegeben, die in dieser Studie besprochen worden sind. Dazu wird auf die entsprechenden Abbildungen verwiesen.

 

 

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aktualisiert am: 24.05.2018