aus der Bärenpost Nr. 306 vom Januar 2019
von Manfred Liebreich
Die Aufgabe von Einschreibsendungen war bei allen drei Schutzmächten ein Problem. Abgesehen von den Sprachproblemen erhielt man keine oder kaum Einlieferungsscheine, die man sich dann anderweitig beschaffen musste. Den abgebildeten Beleg habe ich am 23. Oktober 1981 bei einer Veranstaltung mit Beteiligung der britischen Schutzmacht aufgegeben. Die Gebühren sind nicht immer genau nachzuvollziehen, jedenfalls wurde ein Postwertzeichen der üblichen Freimarkenserie mit dem Bild der Königin zu einem britischen Pfund verklebt und mit der seltenen Stempeltype 2 entwertet.
Bei diesem Feldpostamt der britischen Schutzmacht gab es sogar Einschreibquittungen. Hier ein zweiter Beleg, bei dem auch der Stempel No. 2 BERLIN zum Einsatz kam, der vermutlich im britischen Hauptquartier am Olympia-Stadion seinen Standort hatte.
Bei der Frage, wie hoch die Gebühren für das Einschreiben seien, sagte man mir "ein Pfund". Auf dem Postwertzeichen der Ganzsache, als Oktogon eingedruckt, sieht man die Büste der Königin Elisabeth II in weiß auf dunkelblauen Untergrund. Dort steht jedoch ein Pfund und vier Pence. Die Erklärung lautete, dass die vier Pence der so genannte "Papiergeld-Zuschlag" für die Ganzsache seien. Außerdem sind drei Pence zufrankiert, vmtl. für das Briefporto zu "Ermäßigter Gebühr" der britischen Streitkräfte in Deutschland.
Zum 80jährigen Jubiläum des Briefmarkensammler-Klubs Spandau 1904 e.V. gab es im Rathaus Spandau eine große Ausstellung vom 29. September bis 4. Oktober 1984. Neben dem Feldpostamt der britischen Streitkräfte war auch die UNO Wien mit einem Sonderpostamt vertreten. Dazu möchte ich einige Belege vorstellen.
Das Hauptkontingent der britischen Besatzungsmacht in der damaligen Vier-Sektorenstadt Berlin lag im Bezirk Spandau in Berlin (West). Bis zum Fall der Mauer gab es unzählige Veranstaltungen der britischen Freunde bis zur Verabschiedung der Alliierten 1993 aus der dann wieder freien Hauptstadt Berlin.
Zu dieser Veranstaltung in Spandau gab es eine so genannte "Weiße Karte" der UN-Postverwaltung. Auf dieser nicht gelaufenen Karten wurden 3 Pence (entsprachen der "Ermäßigten Gebühr" für die britischen Streitkräfte) verklebt und außerdem 6 Schilling für die Karte als imaginäre Postkartengebühr aus Österreich.
Interessant ist der "Stempelsalat" auf diesem typischen, für die Sammler hergestellten Beleg. Die UN-Frankatur wurde mit Datum 29.09.1984 entwertet, das war der erste Tag der Veranstaltung in Spandau.
Nicht verständlich ist, dass der britische Feldpoststempel "R II SR. FORCES POST F . E, - nicht lesbar-, mit 22.10.1984 datiert ist. Mglw. hätte es "02." lauten müssen, denn an diesem Tag wurde der Beleg in Spandau angeboten, und dann hätte das Stempeldatum im Veranstaltungszeitraum bis 04.10. 1984 gelegen. Das Cachet der UN-Postverwaltung Wien (links) gibt den Veranstaltungszeitraum nur mit 29.09. - 01.10.84 wieder.
Hier kann ich ein britisches Feldpost-Einschreiben der Veranstaltung in Spandau mit Automatenmarken und Einschreib-Quittung (Certificate of Posting) zeigen. Diese Sendung nur als Einschreiben kostete ein Pfund.
Die Briefgebühr innerhalb der Europäischen Gemeinschaft betrug 27 Pence. Im R"-Zettel ist handschriftlich ergänzt "FPO S14 SA".
Die Frankatur beträgt ein Pfund (britische Freimarke) für das Einschreiben und 27 Pence (Automaten-Marken) für die Briefgebühr. Dieses Mal wurde der Feldpost-Stempel mit der laufenden Nummer "3" zur Entwertung eingesetzt.
Außerdem kann ich eine Einschreibkarte dieses Feldpostamtes vorlegen, bei dem der Einschreib-Nummernzettel eingedruckt die 869777 zeigt und darüber mit "S 14 SA" handschriftlich ergänzt wurde. Postkarten-Frankatur einschließlich Einschreibgebühr ein Pfund 27 Pence. Verklebt wurden 75 + 16 Pence der Freimarkenserie mit dem Bildnis der Königin und 36 Pence mit Automatenmarken. An diesem Tage gab es keine Gebührenunterschiede zwischen Postkarten und Briefsendungen bis 20 Gramm Gewicht. Das entschieden die dortigen Feldpost-Soldaten am Annahmeschalter. Das heißt also, dass die Postkarten-Gebühr 27 Pence (Nebenstempel: BRITISCHE FELDPOST ERMÄSSIGTE GEBÜHR) betrug, weil das Einschreib-Porto auf ein Pfund festgelegt war.
Interessant ist auch der Absender-Aufkleber des "Stamp Shop", also des "Briefmarkenladens" der britischen Luftwaffe in Gatow mit den Öffnungszeiten und dem Hinweis "Gegenüber der Wache" (Opposite The Guardroom).
Auch am 21. Oktober 1989 gab es eine Veranstaltung, bei der ein POST-OFFICE der britischen Schutzmacht vertreten war. Es wurde der Stempel No. 4 BERLIN eingesetzt, der sonst im Hauptquartier am Olympia-Stadion seinen Standort hat. Auf die Frage, wie hoch die Gebühren nur für das Einschreiben sei, sagte man mir 6,00 DM. Dafür wurden 1 Pfund 56 Pence der gültigen Freimarkenserie + 20 Pence mit Automaten-Marken als Frankatur verklebt, also insgesamt 1,76 Pfund. Die Quittung hat jedoch einen Portovermerk über nur 1 Pfund und 55 Pence. Im Postamt Berlin 31 bemerkte man, das die beiden Automaten-Marken nicht gestempelt waren, so dass diese am 27. Oktober 1989 dort nachträglich entwertet wurden.
Die Belege von 1981, 1984 und 1989 zeigen nicht nur wie sich das Porto doch recht drastisch erhöht hatte, sondern auch die Unterschiede bei den Einschreib-Nummernzetteln und den Einlieferungsbescheinigungen.
Bevor sich die britischen Schutztruppen von Berlin verabschiedeten, fand am 26. und 27. Juni 1993 auf dem Flugplatz Gatow nochmals eine große Veranstaltung statt. Allerdings gab es zu diesem Zeitpunkt kein britisches Feldpostamt mehr, aber nach über 48 Jahren der alliierten Streitkräfte in Berlin soll ein großer Dank ausgesprochen werden, weil für uns Philatelisten die vielen Veranstaltungen mit britischen Feldpost-Einrichtungen in bester Erinnerung bleiben.
An diesen Tagen war auf dem Flugfeld Gatow ein Fest mit vielen Vorführungen so u. a. von Flügen einer "Ju 52 ", dem Aufsteigen eines Fesselballons, und wenn meine Erinnerung nicht täuscht, auch Fallschirmabsprünge der Soldaten. Es soll weitere Sonderstempel gegeben haben, und ich wollte natürlich auch Einschreibsendungen aufgeben, die an diesem Tage jedoch nicht angenommen wurden. Voller Enttäuschung habe ich auf dem Heimweg diesen Brief in den britischen POST Office Briefkasten, der dort am Tower war, eingeworfen und abgewartet was ge-schieht. Der Brief wurde im Post-Office als Einschreiben nachträglich anerkannt, doch mit welchem Stempeltyp die Frankatur entwertet wurde, ist leider nicht zu erkennen, weil die vier 34 Pence-Postwertzeichen einen schwarz-blauen Untergrund haben. Deutlich ist allerdings die Ortsangabe "BERLIN" zu sehen.
Ein schöner Beleg zum Abschied der britischen Feldpost aus Berlin. Wer immer sich mit der "Berlin-Philatelie" beschäftigt, sollte die Feld- und Dienstpost der Allliierten in Berlin (West) nicht außer acht lassen. Auch die Dienstpost der Nationalen Volksarmee und die Feldpost der sowjetischen Streitkräfte in der DDR bieten interessante Themenfelder für eine Sammlung. Bitte nehmen Sie mit mir Kontakt auf.
Manfred Liebreich