"Malwine" oder: "nomen est omen"
Malwine kennt der Verfasser eigentlich nur aus einer Erzählung von Wolfdietrich Schnurre. Da ist sie eine Schweinemagd und heiratet 1944 den Gutsbesitzer weit draußen in Ostpreußen, sozusagen als Vorzeichen der folgenden und viel schlimmeren Katastrophen.
Und dann ist da noch Tucholsky mit seinem Gedicht „Malwine“: „Ich habe mich deinetwegen gewaschen und rasiert, ich wollte mich zu dir legen, doch du hast dich geziert.“…
Auch eine Art von Katastrophe, und zu dem ganzen Namen fällt selbst Wikipedia nur ein, daß Goethe ihn kannte, Klopstock und Herder auch, man aber leider nicht weiß, was er nun eigentlich bedeutet. Angesichts des Rufes dieser drei Herren schon wieder eine ziemliche Pleite.
Islas Malvinas
Es gibt also offenbar Namen, an denen hängt das Verhängnis (darum heißt es ja so), und wenn sich dann eine ganze Inselgruppe "Islas Malvinas" nennt, kann das nur übel ausgehen. (Ende der Einleitung)
Die Vorgeschichte ist das normale Durcheinander: Amerigo Vespucci (völlig unverdienter Namenspatron des gleichnamigen Kontinents!) sah die eisigen Eilande 1502 als erster, diesmal also Italien, Esteban Gomes 1520 als zweiter (jetzt Portugal) hatte wenigstens einen Namen parat: „San-Antón-Inseln“, dann die unvermeidlichen Briten 1592 als dritte mit John Davis, der sie in aller Bescheidenheit „Davis-Inseln“ nannte und danach 1690 noch ein Brite, John Strong, der den bis heute bekannten Namen Falkland-Inseln hervorkramte, kein Mensch weiß mehr, warum.
Neue Malvinen
Die Franzosen, auch nicht faul und ab 1764 mit einer ersten Siedlung vertreten, nannten den ganzen Zirkus jedenfalls lieber "Neue Malvinen", wo die alten lagen, ist ebenfalls unbekannt. Nur zwei Jahre später siedelten sich schnell noch ein paar Engländer an, Port Egmont hieß deren Dorf, was den Verfasser sogleich an Schillers "Egmont" erinnert, mit dem es auch ein böses Ende nahm.
Die ersten, die aufgaben, waren aber die Franzosen, welchselbige ihren "Besitz" an Spanien verkauften, das wiederum, ach wissen Sie was? Es ist ermüdend, dieses ewige Hin und Her! Jedenfalls besetzen 1833 die Briten alles wieder, diesmal gegen heftigen Protest der inzwischen "geborenen" Argentinier, die sich als Erben Spaniens fühlten und denen die zwischenzeitliche Aufgabe der Inseln durch diesen Erblasser völlig wurscht war und bis heute ist.
Es kann eigentlich nur verletzter Stolz einer Landmacht gegenüber einer Seemacht gewesen sein, denn zu bieten hatten diese erbärmlichen Felseilande nun wirklich nichts, wenn man einige tausend Schafe, Katzen, Ratten und Hühner nicht zum Wert an sich stilisieren möchte.
Nicht mal Bäume gibt es hier, alles ratzekahl und kalt, Durchschnittstemperatur 5 0 Celsius, über 0, möchte man hinzufügen.
Leider hatten die Argentinier nicht mit der britischen Sturheit gerechnet, denn bei sämtlichen später mal organisierten Abstimmungen wollten die Falkländer immer nur zu Großbritannien gehören.
Erst ab 1878 dokumentierten sie diesen Wunsch auch mit eigenen Briefmarken, die sich wohltuend von den üblichen Ausgaben des Kolonialreiches unterscheiden.
Das Porträt der Queen Victoria gehört zu den schönsten, was diese Art von Marken zu bieten hat, und auch die späteren Porträtausgaben heben sich angenehm vom Rest der Welt britischer Stützpunktmarken ab.
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1898:Königin Viktoria |
1904: König Eduard VII |
1912: König Georg V |
Seegefecht vor Falkland
So richtig bekannt wurden die Inseln erst 1914, denn im Ersten Weltkrieg fand vor Falkland ein Seegefecht zwischen deutschen Kreuzern und einem überlegenen britischen Flottenverband statt.
Das deutsche Ostasiengeschwader unter Vizeadmiral Maximilian Graf von Spee wollte eigentlich nach einer gewonnenen Seeschlacht vor Chiles Küste bei Coronel jetzt in den Atlantik Richtung Deutschland durchbrechen, vorher aber schnell noch die englische Funkstation auf den Falklands zerstören. Das war schon bei Bita Paka (s. BP 257) ein rechter Blödsinn gewesen, jetzt und hier war es nur noch verhängnisvoll.
Denn in Port Stanley (schon wieder ein neuer Name, statt "Port Egmont" übrigens) lag leider seit ziemlich genau 24 Stunden ein vorher von Europa aus gegen ihn in Marsch gesetztes weit überlegenes englisches Geschwader, und so wurden mit einer Ausnahme alle deutschen Schiffe an diesem 8. Dez. 1914 von den Briten unter Vizeadmiral Sir Frederik D. Sturdee auf seinem Flagschiff "Invincible" vernichtet, das später seinerseits in der Seeschlacht am Skagerrak unterging.
Es ist einer der vielen bösen Scherze der Geschichte, daß Sturdee seinen Sieg 1914 vor allem deshalb errang, weil die "Invincible" und ihr Schwesternschiff "Inflexible" wegen geringer Panzerung schneller waren und größere Geschütze tragen konnten als die Deutschen Kreuzer und dass genau diese Dünnhäutigkeit am Skagerrak zu einem Durchschlag in das Munitionsmagazin und dem Auseinanderbrechen der "Invincible" und eines weiteren Schiffes führte.
"Irgend etwas ist heute mit unseren verdammten Schiffen nicht in Ordnung!" kommentierte das der Admiral Beatty als Verantwortlicher für diesen Teil der beteiligten Flotte...
Gedenkausgabe zum 50. Jahrestag der Schlacht vom 8. Dezember 1914 mit Abbildungen der HMS Glasgow, HMS Kent und HMS Invincible sowie des Denkmals in Port Stanley.
Es fehlen in dieser Aufstellung die Kreuzer HMS Carnavon, HMS Cornwall und HMS Inflexible, mithin die Hälfte der beteiligten britischen Schiffe. Ihre deutschen Gegner kommen in dieser Ausgabe noch nicht vor.
Im Laufe der Zeit änderten sich dann langsam die Einstellungen zu Schlachten und es wurde leichter anzuerkennen, dass auch auf der anderen Seite wacker gefochten worden war.
Der 90jährigen Wiederkehr dieses Datums wurde deshalb mit einer Art Gesamtdarstellung gedacht, die nicht nur alle beteiligten Schiffe beider Länder zeigt, sondern auch in ihrer Motivwahl eher eine Gleichrangigkeit als Überlegenheitsgesten erkennen lässt.
2004: Die englischen Schiffe der Falklandschlacht
2004: Die beteiligten deutschen Einheiten
Danach war lange wieder Ruhe auf und bei den baumlosen Inseln, und erst die international übliche ständige Ausdehnung des Begriffs "Hoheitsgewässer" gab erneuten Zündstoff mit Argentinien, denn bald lagen die Inseln sozusagen im Heimatbereich des südamerikanischen Landes und gehörten doch immer noch nicht "dazu".
Die recht ansehnlichen Marken des Inselreiches zeigten unverdrossen den jeweiligen König und wurden wohl als besonders üble Bosheit empfunden, jedenfalls jenseits der falkländischen Hoheitsgewässer.
Eine der recht sorgfältig entworfenen Markenausgaben der Falklands aus Anlaß der immer wieder von hier aus startenden südpolaren Reisen- und Forschungsfahrten.
…und auch Aufdruckausgaben fehlen natürlich nicht!
So kam es wie immer kommt: Irgendwelche Generäle (und hier besonders üble!) zogen blank und ließen ein paar Einheiten landen, wohl weil sie die britische Regierungschefin Frau Thatcher stark unterschätzt hatten.
Das wäre den Europäern nicht passiert, die kannten die Dame schon, und so löste dieser 2. April 1982 den sogenannten Falklandkrieg aus.
Argentinische Stempel und Marken mit Hinweis auf die neuen Besitzverhältnisse.
Besonders pikant ist das Motiv des eckigen Stempels, der sehr eindeutig dem bekannten Amerikanischen Bild von der Aufpflanzung der Fahne der Vereinigten Staaten auf Iwo Jima im 2. Weltkrieg entspricht, eine der völlig überzogenen Propagandamaßnahmen der Argentinischen Junta. Die Marken zeigen dagegen die typische Einfallslosigkeit aller Militärdiktaturen.
Großbritannien reagierte sieben Wochen später mit der Landung von Truppen. Nach kurzen, aber blutigen Kämpfen konnten die britischen Soldaten Argentinien am 14. Juni 1982 zur Aufgabe bewegen.
Die Britische Marine erlitt weit höhere Verluste als erwartet, da die großenteils aus Aluminium gefertigten modernen Schiffe durch Raketeneinschläge (französische Exocet-Raketen, ausgerechnet…) zu brennen anfingen wie einst nur die hölzernen Segler. Trotzdem gab es natürlich auch philatelistische Spuren des Sieges.
Umschlag zur Rückeroberung der Inseln durch Großbritannien
Dieser Umschlag ähnelt nicht zufällig dem vorher gezeigten fast auf’s Haar, es ist nämlich das gleiche Druckmuster, nur jetzt mit dem Zusatz versehen:
" Die Argentinischen Truppen auf den Falklands ergeben sich. Das offizielle Communiqué der Argentinischen Junta befiehlt heute " Feuer einstellen!" " So ist eine Bosheit der anderen wert, und dann auch noch diese Marke! Die Hersteller der Umschläge werden wohl ziemlich gelacht haben. Kunststück, sie hatten ja "gewonnen"!
Insgesamt kostete der Falkland-Krieg besonders durch die gegenseitige Versenkung vieler und auch großer Schiffe mehr als 1.000 Menschen das Leben. Seitdem ist eine größere Zahl von Soldaten auf den Inseln stationiert.
Im letzten Jahrzehnt hat sich der latente Konflikt etwas entspannt, schließlich sind weder Generäle in Argentinien noch Frau Thatcher in Großbritannien mehr an der Regierung, was stets einen beruhigen Einfluß zu haben pflegt.
Und die Briefmarken sind nach wie vor ein reizvolles Sammelgebiet, das hiermit empfohlen werden kann.
F. Brouwers