Klimawandel? Was kümmert’s mich!
Sie kennen die Geschichte mit der Säge und dem Ast, auf dem man sitzt, oder?
Zwar stellen die Eisbohrkern-Analysatoren anhand von Proben aus der Antarktis und aus Grönland fest, daß das Klima in der Erdgeschichte schon immer vielen und recht starken Schwankungen unterworfen war. Und solche Schwankungen haben auch schon stattgefunden, als es überhaupt noch keine Menschen auf der Erde gab. Aber es gibt mit den derzeitigen Klimaänderungen dennoch keine Parallele, weil die früheren Veränderungsprozesse ohne menschlichen Einfluß wesentlich langsamer abgelaufen sind.
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Die Klimakurve (links) reicht bis 800.000 Jahre zurück. Die Daten stammen aus Eisbohrkernen der Antarktis. Deutlich sichtbar die steigende Kurve der Gegenwart. In Grönland sind solche Eisbohrkern-Analysen als Beitrag zum 4. Internationalen Polarjahr (2007/08) vorgesehen.
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Der gegenwärtige Klimawandel
Der gegenwärtige Klimawandel jedoch ist rapid. Jeder kann ihn spüren, die Zeitungen sind voll davon, und selbst die ignorantesten Politiker, oft Vorteilsnehmer oder Anteilseigner der Ölwirtschaft, kommen nicht umhin, zuzugeben, daß langsam (gaaanz langsam) über Handlungsnotwendigkeiten nachzudenken sei.
Die in die Atmosphäre eingebrachten Abfallgase Kohlendioxid (CO 2) und Methan (CH 4) lassen die von der Erde zurückgestrahlte Sonnenenergie nicht in den Weltraum entweichen (Methan 21 mal so effektiv wie Kohlendioxid). Methan entsteht bei der Haltung von Wiederkäuern und bei Reisanbau, und es wird freigesetzt beim Bergbau (Grubengas) und beim Auftauen von Permafrostböden. |
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Kohlendioxid entsteht beim Verbrennen von Kohlenstoff. > Bild Klimawandel 3
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Klimawandel in der "preußischen Streusandbüchse" Mark Brandenburg
Währenddessen verdorrt in der "preußischen Streusandbüchse", wie schon Friedrich II. (der Große), die Mark Brandenburg nannte, das Getreide am Halm, weil der Frühjahrsregen ausbleibt. Jedes Jahr erleben wir neue meteorologische Rekorde, und die Pollenallergiker können sich kaum noch auf den Winter freuen, weil schon im Februar die Blüten da sind. Die Zugvögel überlegen sich zunehmend, ob sie sich den ganzen Streß mit dem Flug über die Alpen ins ferne Afrika noch antun sollen, wo es doch im Winter auch hier halbwegs gemütlich bleibt. Da wird in Italien manche Drosselleber-Pastete nicht hergestellt werden können, weil die Leimruten und Fangnetze leer bleiben werden. Stattdessen macht es sich demnächst wahrscheinlich die Anopheles-Mücke bei uns gemütlich und verbreitet auch hier die Seuche der Malaria.
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Was der ADAC hier - im Jahr 1973!! - verkündet, kann nur im übertragenen Sinne gemeint gewesen sein. Für den Schutz des Klimas hat er jedenfalls eindeutig zu wenig getan. - Die Malaria war durchaus schon in Europa zuhause (Pontinische Sümpfe) |
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Klimawandel und Trinkwasser
Gravierender aber wird sein, daß unsere Wälder zu Zunder werden wie in Spanien, weil die Feuchtgebiete austrocknen, die Seen ihre Ausdehnung reduzieren, die kleineren Fließgewässer es nicht mehr bis zu den Einmündungen in die nächstgrößeren Flüsse schaffen und der Grundwasserspiegel sich in für das Wurzelwerk der Pflanzen unerreichbare Tiefen zurückzieht.
Oben der ausgetrocknete Aralsee in Rußland, unten ein Flusslauf in Algerien, der die größte Zeit des Jahres kein Wasser führt, so daß die früher blühenden Städte heute verlassen sind
Das Trinkwasser, mit dem wir zurzeit noch unsere Toiletten spülen, wird in kürzester Zeit zu einem sehr teuren Gut, auch bei uns. Man wird auf Meerwasser-Entsalzungsanlagen zurückgreifen müssen, um Trinkwasser herzustellen. Wenn wir tüchtig Meerwasser verbrauchen, können wir vielleicht den Anstieg des Meeresspiegels um einige Zentimeter pro Jahr verlangsamen. In die jetzigen Urlaubsparadiese am Mittelmeer wird in Zukunft keiner mehr fahren müssen, weil es bei uns so warm sein wird, wie jetzt dort.
Klimawandel und Lawinengefahr
Über Schneemangel in den Alpen und den Wegfall der Wintersportmöglichkeiten wird man kaum Klagen hören, weil es sowieso viel zu gefährlich sein wird, sich in die Nähe des Hochgebirges zu begeben; die Lawinengefahr wird in den warmen Wintern dauernd gegeben sein und zusätzlich stürzen im Sommer die Felsmassen zu Tal, weil der auftauende Permafrost das Gestein nicht mehr hält.
Der Rückzug der Gletscher weltweit ist überdeutlich (Kanada-Ganzsache). Er ist das Signal für gravierende Veränderungen im Hochgebirge. Intensive Wintersport-Übernutzung der empfindlichen Bergwelt (wie auf der unteren Schweiz-Ganzsache als Planung dargestellt) wird in Zukunft kaum noch ein Geschäft sein, weil der Schnee fehlt.
Das Eidgenössische Schnee- und Lawinenforschungsinstitut ebenso wie die Parallelinstitutionen in den anderen Alpenländern wird trotz wegfallendem Wintersport und Tourismus alle Hände voll zu tun haben, etwas gegen die für die Bevölkerung der Alpen drohenden Katastrophen zu tun.
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Das Eidgenössische Schnee- und Lawinenforschungs-institut am Weißfluhjoch ist eines der führenden Institute dieser Art in der Welt. Die Warnungen dieser Institution wurden jedoch ebenso wie die aller anderen Klimaexperten und Meteor-ologen seit Jahrzehnten von den Politikern unbeachtet gelassen. |
Folgen des Klimawandels für Menschen - Hitze, Strahlung und Hautkrebs
Sehr stark werden die Menschen in Mitleidenschaft gezogen sein, die nicht hitzefest sind. Höchsttemperaturen, wie sie in Europa bisher nur aus der Türkei bekannt waren, von über 40 Grad Celsius im Schatten drohen uns nicht erst in ferner Zukunft, sondern bereits in den kommenden Jahren. Selbst die künstlich durch die Vielfliegerei erzeugten Wolken aus Kondenzstreifen werden die durch die Zerstörung der schützenden Ozonschicht zu uns durchdringende “harte Weltraumstrahlung“ nicht in ausreichendem Maße abschirmen; der Haukrebs wird dann unser häufigstes Haustier.
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Wir aber planen und bauen Großflughäfen und fliegen für weniger Geld, als in Afrika eine Aids-Tablette kostet, möglichst mehrmals jährlich in die entlegensten Erdteile. Unsere Autoindustrie hält es nicht für nötig, Entwicklungskosten in Antriebssysteme zu stecken, die ohne Verbrennung fossiler Kohlenstoffe auskommen, und wir, die Kunden, halten es nicht für notwendig, die Autoindustrie zum Umdenken zu zwingen. Die öffentlichen Verkehrsmittel werden teurer und teurer, anstatt daß der Nulltarif eingeführt und Fahrverbote für Autos verhängt werden. Inzwischen gibt die Gesellschaft sogar richtig viel Geld aus, um sich die Folgen der Klimaveränderung klarmachen zu lassen. Beachtet werden allerdings die Forschungsergebnisse über die Folgen immer noch bei weitem nicht in ausreichendem Maße.
Der Mensch lacht über die Lemminge, die sich zu Hunderttausenden selbst umbringen. Was aber tun wir? Da Erdöl und Erdgas knapp zu werden drohen, planen wir, Methaneis-Knollen vom Meeresboden in großem Stile abzubauen, selbst unter dem hohen Risiko, große untermeerische Hangrutschungen auszulösen, mit der Folge von riesenhaften Tsunami-Katastrophen. Methan aber ist ein 21 mal wirksameres Treibhausgas als Kohlendioxid. Wir würden also bei gleichem Energieverbrauch die Prozesse der Erderwärmung um das 21fache im Tempo steigern. Kann man sich etwas noch Irreres vorstellen? Gegen uns erscheinen die Lemminge fast wie sozial eingestellte Wesen, weil sie nur sich selbst umbringen und nicht alle übrigen Lebewesen mit vernichten.
Klimawandel und alternative Energien
Dabei wäre es relativ leicht, auch ohne die todbringenden Gefahren der Atomwirtschaft in Anspruch zu nehmen, alternative Energiequellen zu entwickeln, so daß sie bedarfsdeckend arbeiten. Dazu wären nur Weitsicht, Verantwortungsbewusstsein und Umdenken notwendig.
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Bei Wind- und Solarenergie sind die erreichbaren Wirkungsgrade noch lange nicht ausgeschöpft, Wasserkraft ließe sich in Mühlen, Stauseen und Gezeitenkraftwerken nutzen und bei der Verbrennung von Biomasse, bzw. beim Verbrennen der in Brennstoffe umgewandelten Biomasse wird nicht mehr Kohlenstoff freigesetzt, als vorher zum Wachstum der Pflanzen notwendig war. |
Wenn wir die ungeheuren Energiemengen, die die Sonne kostenlos bereitstellt, richtig nutzen würden, könnten die Gefahren, die die Sonne für die Erwärmung der Atmosphäre mit sich bringt, erheblich verringert werden.
Kleine Blockheizkraftwerke, die Wärme und Strom in Verbrauchernähe gleichzeitig produzieren, mit Biomasse betrieben, würden außerdem die riesigen Überlandleitungen für Strom zu einem erheblichen Teil entbehrlich machen.
Autor: Ralf Kraak